Mambo ihr Lieben!
Habari gani, was gibts Neues? Es sind jetzt fast 6 Wochen
vergangen, seit ich in Kenia bin, es bleiben mir noch gute 4 Wochen hier. Mein
Praktikum endet allerdings bereits Ende nächster Woche, was ich wirklich schade
finde, irgendwie ist die Zeit mit den Kindern wie im Flug vergangen. Ich werde
euch jetzt berichten, was ich in dieser Zeit so in der Schule getrieben habe.
St. Maurus Schule
Kreativ sein
In der Schule habe ich mich als Kunstlehrerin geübt,
Materialien hatte ich aus Deutschland ja reichlich mitgebracht. Ich habe also
jede der 3 Klassen einmal in der Woche übernommen und Verschiedenes mit den
Kindern gemacht. Angefangen hat es mit den Wachsmalstiften: Die Kinder hatten
die Aufgabe, ihre Familie und ihr Haus zu malen. Manche der Kinder haben das
auch recht selbstständig hinbekommen, andere brauchten eine klare Vorlage oder
wollten sogar, dass ich ihnen die Hand führe. Ich habe die Kinder dann gefragt,
wer die jeweilige Person auf dem Bild sei und wer sie selbst sind, so habe ich
ein wenig von den Familien der Kinder kennen gelernt. Ich versuche immer, den
Kindern beim Basteln so viel wie möglich Freiraum zu lassen. Ich lasse sie
ausprobieren, auch wenn es manchmal nicht so klappt und sie z.B. das, was sie
gerade eigentlich zurecht schneiden sollen, zerschneiden. Ich merke, wenn ich
mit den Lehrerinnen arbeite, dass diese nicht immer Wert darauf legen, die
Kinder machen zu lassen und dazu neigen, ihnen manches aus der Hand zu nehmen,
damit das Endprodukt auch gut aussieht. In anderen Bereichen jedoch, wie zum
Beispiel dem Reinigen der Klassenräume, wird den Kindern viel Freiraum gegeben.
Das nächste Projekt war das Malen mit Wasserfarben. Die
Kinder haben das zwar z.T. schon gemacht, aber sehr wenig. Wir haben zunächst
mit blauer Farbe das Blatt grundiert, es dann in der Sonne trocknen lassen und
danach den Regenbogen gemalt. Bei solchen Aktivitäten versuche ich quasi
gleichzeitig überall zu sein, die Kinder beginnen oft nur mit einer neuen
Handlung, wie z.B. sich noch mehr Wasser oder Farbe zu nehmen oder die Farbe zu
wechseln, wenn sie dazu aufgefordert werden. So passiert es, dass ich, wenn ich
wieder zu einem Kind komme, es in der Zwischenzeit immer auf einem Fleck
gepinselt hat, sodass das Papier ein Loch bekommen hat… Es ist also entsprechend anstrengend für mich
zu schauen, dass ich allen Kindern Anweisungen geben kann. Wenn ich allerdings
bei einem Kind bin und verständlich machen kann, was ich von ihm will, klappt
alles ganz wunderbar. Im Grunde genommen sind alle immer sehr begeistert bei
der Sache und nehmen Anweisungen nicht nur gerne an, sondern sind oft ständig
bemüht, mitzumachen und zu helfen, sodass am Ende immer wieder frisches Wasser
gebracht wird, obwohl gar keines mehr benötigt wird.
Von Kipepeo hatte ich die Aufgabe bekommen, mit den Kindern
Grußkarten zu basteln, also habe ich mir dafür was ausgedacht. Erst wollte ich
Karten mit ausgeschnittenen Motiven basteln und diese mit Transparentpapier
hinterlegen. Ich habe aber schnell gemerkt, dass exaktes Schneiden nichts für
die Kinder ist, sie jedoch mit den Wasserfarben gut umgehen können. Deswegen
habe ich Schablonen gebastelt, mit denen man mit der „Spritztechnik“ die Motive
mit Wasserfarbe auf die Karte spritzen kann.
In jeder Einheit mit den Klassen hat jedes Kind eine Karte gemacht,
immer hat mindestens ein (manchmal auch bis zu vier) Kind/er geholfen, die Schablone festzuhalten. Die
Kinder konnten immer zwischen zwei oder drei Motiven wählen und durften sich
immer die Farbe der Karte und die Farbe der Wasserfarbe aussuchen. Die Karten
habe ich mit den Kindern zwei Wochen hintereinander gebastelt, in der ersten Woche
waren die Motive zwei Kinder, Mädchen und Junge, die sich an den Händen halten,
wenn sie nebeneinander gelegt werden, in der zweiten Woche zum einen ein
Regenbogen und zum anderen zwei Blumen. Auf jeder Karte steht der Name des
jeweiligen Künstlers oder der jeweiligen Künstlerin.
Das letzte Projekt der vergangen Woche waren Regenmacher und
Rasseln, die wir aus Toilettenpapierrollen gebastelt habe. Ich weiß gar nicht
mehr, wie ich auf diese Idee gekommen bin, ich habe einfach irgendwann
angefangen, die Rollen zu sammeln und Leute danach zu fragen. Für die
Regenmacher wurden jeweils 4 Rollen mit Klebeband aneinander geklebt, die
Rasseln bestehen nur aus einer Rolle. Sehr beeindruckt war ich davon, wie exakt
die Kinder die Nägelchen in die Rollen stecken konnten, ich hatte davor mit
Bleistift Punkte darauf gezeichnet. Diese Aufgabe verlangt ein hohes Maß an
Konzentration und Feinmotorik, erstaunlich viele Kinder haben das wirklich
fantastisch hinbekommen. Im inneren der Rasseln und Regenmacher befinden sich
Linsen, die ich mit viel Mühe unserem Koch Wanjala abgeschwatzt habe =). Erst
heute war die erste Runde mit dem Verschönern der Musikinstrumente, dazu haben
wir die Regenmacher und Rasseln erst mit weißem Papier beklebt und danach mit
Schnipseln von buntem Transparentpapier und selbstgemachtem Kleister aus Mehl
und Wasser beklebt. Die Kinder waren erst etwas verwirrt vom Kleister,
Weizenmehl wird normalerweise dazu benutzt, Chapatis, Pfannenkuchen zu machen,
deswegen hieß es eine ganze Weile nur „Chapati! Chapati!“. Das Rummatschen mit
dem Kleister war dann am Ende ein Riesenspaß.
Alles in allem bin ich mit meinem Kunstprojekt also sehr
zufrieden. In den wenigen Wochen und mit den Sprachbarrieren, war diese Arbeit
mit den Kindern wirklich das Beste, was ich tun konnte. So war es mir möglich
sehr selbstständig mit den Kindern zu kommunizieren und zu arbeiten. Beim
Basteln hat mir die Verständigung durch Sprache wirklich überhaupt nicht
gefehlt, die Kinder haben mein Deuten, einzelne Worte Englisch und Kiswahili so
gut verstanden, dass es kaum einen
Unterschied gemacht hätte, wären da noch mehr Worte gewesen.
Sonstiges in St. Maurus
Was wir sonst so in der Schule getrieben haben? Gaaaanz
fleißig waren wir in der Produktion für die deutschen Weihnachtsmärkte. Wir
haben weiter Papierketten und Ohrringe produziert. Durch meine Mitbewohnerin
Eva sind wir aber noch auf eine andere Idee gekommen: Ohrringe aus Stoffresten
in verschiedenen afrikanischen Farben und Formen , zusammengeklebt mit einer
Art Schaumstoff dazwischen, die sind wirklich schön und super zu produzieren,
wenn man ein paar Schneiderinnen in petto hat, die einem kostenlos das Material
geben. Ich war auch mit einer anderen Lehrerin Stoffe im Stadtzentrum kaufen in
einem kleinen Laden mit vielen Frauen die mehr oder weniger auf oder hinter
ihren Stofftürmen thronen und ihre Ware in den höchsten – und lautesten – Tönen
anpreisen. Heieiei, es ist ganz schön schwer da raus zu kommen, ohne nicht von
jeder der Damen mindestens einen Stoff gekauft zu haben. Vor allem weil die
Stoffe wirklich alle ganz wundervoll sind. Danach war ich ganz schön fertig mit
den Nerven… aber es hat sich gelohnt! Ein paar Hosen und Taschen zum Verkauf
werde ich nach Deutschland mitbringen können.
Ein weiteres schönes Erlebnis war der Geburtstag der
Lehrerin Damaris. Ich habe gehört, dass in Kenia ganz selten Geburtstag
gefeiert wird, in der Schule in der Regel gar nicht. Da ich aber ein großer Fan
von Geburtstagen und insbesondere Kindergeburtstagen bin, habe ich Damaris
Geburtstag zum Anlass genommen, quasi eine Geburtstagsfeier für alle zu machen.
Wir haben „die Reise nach Jerusalem“ (zu der Musik der Ärzte =)),
„Flüsterpost“, „Bello dein Knochen ist weg“ und natürlich „Topfschlagen“
gespielt. Als Preis gab es deutsche saure Gummibärchen. Ein bisschen Partyatmosphäre
mit Tanz entstand durch die mitgebrachte Musik schon ganz von selbst. Ich
glaube am besten war Topfschlagen und Reise nach Jerusalem…
Reise zu Baba Moses und seiner Familie
Eigentlich führten mich alle meine Reisen bisher
zufälligerweise nach Western Kenya in der Nähe der ugandischen Grenze. Die
Familie von Baba Moses (in Kenia kann man die Menschen praktischerweise einfach
nach ihren Kindern Baba (Papa) oder Mama soundso nennen) habe ich mit Lehrerin
Hannah besucht, um mehr über den zukünftigen Verbleib von Moses und Lydia
herauszubekommen, die früher beide in St. Maurus waren, jetzt jedoch auf dem
Land leben. Moses (ca. 17), der Sohn lebt im Moment noch auf einem Internat
wird aber demnächst wieder nach Hause zurückkommen, um ihn ging es
hauptsächlich. Lydia (ca. 13), die Enkelin, die ebenfalls bei Baba Moses lebt,
ist im Moment nur zu Hause. Für sie wird überlegt, sie in einer benachbarten
Schule für geistig behinderte unterzubringen, die Frage nach den Schulgebühren
stellt sich hier.
Die Familie lebt in sehr einfachen Verhältnissen, ohne Strom
und fließend Wasser auf einer kleinen Farm, die so eben ausreicht, um die
Familie zu ernähren. Sie gehören dem Stamm der Luya an und es ist die Regel,
dass es mehrere Häuser pro Familie auf dem Grundstück geben muss, Baba Moses
kann z.B. nicht mit seinen Kindern in einem Haus schlafen. Und auch Moses wird
sich, sobald es ihm möglich ist, ein eigenes kleines Haus auf dem Gelände bauen
(müssen). Obwohl die Familie sehr einfach lebt und auch eine erwachsene Frau in
der Familie nicht mehr vorhanden ist, wird alles tip top in Ordnung gehalten,
samt Spitzendeckchen auf den Möbeln in den Hütten. Für Moses haben wir
besprochen, ihm ein paar Schafe und Materialien für einen Unterschlupf zu
stellen, damit er ein eigenes kleines Einkommen hat. Auch wird er auf der Farm
mithelfen.
Es ist sehr wichtig, die Familien zu besuchen und mit ihnen
zu besprechen, was passiert, wenn die Kinder nicht mehr zur Schule gehen
können. In Kenia gibt es keine Einrichtungen für geistig behinderte Erwachsene,
sodass sie darauf angewiesen sind, mit ihren Familien zu leben. Damit dieses
Zusammenleben gut klappt und die Schüler eine Aufgabe bekommen, die sie
bewältigen können und machen möchten, ist diese Begleitung und der Kontakt mit
den Lehrerinnen unabdingbar.
Mittlerweile ist klar, das ein Budjet für Moses
besteht, die Lehrerin wird die Familie demnächst ein zweites Mal besuchen, um
alles Einkäufe zu erledigen. Ich werde nächste Woche auf die Abschlussfeier von
Moses in Sikri, ebenfalls in Western Kenya in der Nähe des Lake Victoria gehen
und dort auch Baba Moses wieder sehen.
Kwa
heri, Eure Jule Nahayo (die Glückliche) Achieng (die am Mittag
geborene)